Alltag

Second Life fördert Barrierefreiheit

Barrierefreiheit ist ein moderner Begriff für Niederreißung jeglicher Schranken für den behinderten Menschen, die ihn daran hindern, sich so normal wie unsereins zu fühlen.

Auch im Internet ist Barrierefreiheit wichtig. Deshalb gibt es seit langem auch Diskussionen darüber, dass Webseiten zum Beispiel behindertenfreundlicher gestaltet werden sollten. Die Schrift sollte Funktionen haben, um größer geschaltet werden zu können. Für ganz erblindete Menschen wäre die Audioabrufung eine Möglichkeit, die einem den Inhalt einfach vorliest.

Das klingt alles gut und einleuchtend, oder? Jetzt bin ich aber über einen ,,interessanten“ Artikel im Internet gestolpert, der die Barrierefreiheit bei Second Life behandelt. Also erst einmal: Second Life, hä? Das ist eine virtuell geschaffene 3-D Welt, in der man sich eine Person aussuchen und dann nach seinem Gedenken formen kann. Das ganze Leben wird so auf einer online Plattform simuliert. Und natürlich kann man hier auch andere Menschen treffen, die sich hier ihr Leben eingerichtet haben.

Generell ist Second Life ja schon eine skandalöse Sache für sich. Da werden moralische Grundprinzipien aufgeworfen, ob dieses überhaupt noch ein echtes Leben ist, weil viele Menschen sich im virtuellen Schein regelrecht verlieren. Ich habe auch schon gehört, dass ganze Ehen daran zerbrochen sind, weil ein Mann sich online mit anderen Mädchen vergnügte. Alles recht bizarr und irgendwie… daneben. Aber gut. Jedem das seine, wie ich finde.

Aber um jetzt mal zum Topic zurück zu finden: Second Life wird jetzt auch barrierefrei. Es gibt für die behinderten Menschen sogar virtuelle Rollstühle, die sie ihren ,,Schützlingen“ aufbürden können, womit sie sich in der zweiten Welt fortbewegen. Auch hat der Anbieter wohl Rollstuhlrampen eingebaut und es soll auch Möglichkeiten geben, dass die Nutzung generell freundlicher wird. Zum Beispiel mit der Audiovertonung.

Ähm, ist das jetzt nicht ein bisschen übertrieben? Und zeigt uns diese Sache nicht, dass diese Second-Life-Sache eindeutig viel zu ernst genommen wird? Man kann es drehen und wenden, wie man will, dieser grafisch aufgemotzte Chatroom ist kein vergleichbarer Ersatz zum richtigen Leben! Und wer sich für Barrierefreiheit in einer trügerischen Scheinwelt einsetzt, der kämpft doch wohl definitiv an der falschen Front. Mal davon abgesehen, dass Menschen, die so etwas tatsächlich wichtig finden, irgendwie nicht mehr auf der Erde zuhause sind. Denn ansonsten würden sie sich ja vielleicht für barrierefreie Haltestellen einsetzen. Oder bin ich da jetzt irgendwie zu kritisch?

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