Behinderte Menschen müssen sich schon lange nicht mehr behindert fühlen. Oder: müssen schon noch, leider. Aber sie wollen nicht mehr.

Früher wurden behinderte Menschen kollektiv verdrängt. So, als gäbe es da Staub unter den Teppich zu kehren, stellte sich eine ignorante Gesellschaft auf taub und blind und schob sie ab, wie es nur ging. In Heime, zwielichtige Unterkünfte und was während des Zweiten Weltkrieges geschehen ist, davon will ich gar nicht erst anfangen.

Gott sei Dank leben wir nicht mehr im gesellschaftlichen Steinzeitalter, sondern in der sogenannten Neuzeit. Anstatt diese Menschen abzuschieben, reibt die Gesellschaft sich an ihrem schlechten Gewissen und versucht nun alles, um der echten Barrierefreiheit eine Chance zu geben. Zumindest hat sich in den Köpfen der Menschen einiges getan, ordentlich wurde herum gerührt in der mentalen Suppe über unseren Nasenspitzen. Gut so, hoffentlich geht das auch weiter so.

Aber auch bei den Behinderten selbst hat sich einiges verändert. Während sie früher oft nicht wussten, wo ihr Selbstbewusstsein hin gerutscht ist, so wissen sie darum heute sehr genau. Sie fordern nach ihren Rechten. Sie zelebrieren ihr Leben. Sie arbeiten, gehen aus und zeigen sich. Und wollen auch gesehen werden. Wollen Gleichberechtigung und Augen, die auf Augenhöhe blicken, nicht mehr nur nach unten. Und das sagen sie, laut und deutlich, immer wieder.

Manche sind dabei wütend oder trotzig. Schieben ihre Unterlippe hervor und stieren aus zusammen gekniffenen Augen. Ich kann mir vorstellen, dass da so einiges an Wut in der Magengrube gärt und vor sich hin gurgelt. Aber ich finde, alle müssen mit anpacken, alle einen Schritt auf den anderen zugehen und das Schwierige dabei – es nicht nur bei dem einen Schritt zu belassen. Sondern immer weiter zu gehen, weiter zu denken und sich auf den anderen einlassen. Denn Barrierefreiheit ist nicht nur ein abgesenkter Bordstein, es ist eine Kopfsache.

Trotzdem kann ich nur gut finden, dass behinderte Menschen sich Gehör verschaffen und ihnen auch zugehört wird. Dass die Barrierefreiheit so gesehen auch ankommt und hält, was sie verspricht. Zumindest könnte es so in Zukunft werden. Auch Wikipedia hat zu diesem Thema einiges zu sagen.