Alltag

barrierefrei als behinderter Mensch im Rollstuhl einkaufen gehen – oft ein unüberwindbares Hindernis

Wer in einem Rollstuhl sitzt oder kleinwüchsig ist oder ähnlich eingeschränkt, der hat oftmals massive Probleme bei den kleinsten Dingen im Alltag. Dinge, die wir als selbstverständlich erachten und schon gar nicht mehr richtig bewusst wahr nehmen.
Treppen steigen, spazieren gehen oder…. einkaufen.

Selbstständig und alleine einkaufen kann jemand, der im Rollstuh sitzt, definitiv nicht. Barrierefreiheit wird in den abenteuerlichsten Varianten ausprobiert und realisiert, aber in vielen alltäglichen Gegebenheiten fehlt sie gänzlich.

In einem Supermarkt gibt es allerhand Lebensmittel, die man nur auf Zehenspitzen stehend erreichen kann. Für jemanden, der kleinwüchsig ist, ist es quasi unmöglich, ohne fremde Hilfe, einkaufen zu gehen. Auch sind die Supermärkte oft so unstrukturiert aufgebaut, dass die Orientierung auch dem normal gesunden Menschen schwer fällt.

Natürlich eilen nette Verkäuferinnen schnell zur Hilfe, wenn jemand sie nötig hat. Aber richtig spezialisiert sind sie darauf auch nicht. Und viel zu tun haben sie oftmals auch, so, dass sie hilfesuchende Kunden gar nicht registrieren.

Was also tut jemand, der an viel zu hoch angesiedelten Äpfel nicht heran kommt?
Ist ja schön, dass es neben der Treppe einen Aufzug gibt – damit auch die Rollstuhlfahrer in den Laden gelangen können. Aber was bringt es ihnen, wenn sie die Ware trotzdem nicht, oder nur schwer, kaufen können?

Warum ich mich gerade über dieses Thema so ereifere? Weil ich es letztens selber beobachten konnte. Ein behinderter Rollstuhlfahrer versucht im ortsansässigen Supermarkt, einkaufen zu ,,fahren“ und scheitert vollkommen. Auf seinem Schoß hat er die einzelnen Lebensmittel so drapiert, dass sie nicht runter fallen können, doch als er sich mühselig daran macht, ein wenig Obst vom Regal zu fischen, kullert ihm natürlich Sack und Pack auf den Boden. Keiner half. Keiner half! Ich war fassungslos. Zwar habe ich dem Mann schließlich helfen können, aber das eigentliche Problem ist doch, dass die Beschaffung lebensnotwendiger Lebensmittel für einen zu kleinen oder eingeschränkten Menschen eine qualvolle Tortur ist.

Hier sollte man ansetzen, wie ich finde. Denn genau das ist wichtig, wenn es um ernsthafte Barrierefreiheit geht, oder? Dass der Mensch sich trotz seiner Behinderung im Alltag selbstständig und frei fühlen kann. Dass er sein Leben selber in die Hand nehmen kann. Geht das, wenn er nicht einmal alleine einkaufen gehen kann? Wenn er bei lebenserhaltenden Maßnahmen von anderen soweit abhängig ist? Schwafele ich mal wieder von Dingen, die ich aus einer völlig falschen Perspektive betrachte? Ist es nonsense, sich darüber aufzuregen, weil die meisten behinderten Menschen ohnehin Hilfe brauchen?

Schwieriges Topic, wie beinahe alles, was in diese Sparte gehört. Ich kann auch nur von mir sprechen, dass mir persönlich die Freiheit, mein Leben selbstständig und unabhängig so zu gestalten, wie ich es möchte, das wichtigste. Und dazu gehört es auch einfach nunmal, dass ich mir selber eine Pizza kaufen kann. Aber vielleicht sehe ich das auch nur so eng, weil ich selber zwei gesunde Beine habe und aufgrund des Luxus´ von Gesundheit verwöhnt bin…?!

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