Barrieren beim Arztbesuch
Nur erschreckende elf Prozent aller beim Verband der Ersatzkassen (VDEK) gelisteten Arztpraxen können für sich das Prädikat „barrierefrei“ verbuchen – ein katastrophaler Zustand. Dabei ist Barrierefreiheit gerade beim Arzt so wichtig.
Die Ohnmacht der Betroffenen
Immer wieder erleben Menschen mit Behinderung, dass Gebäude, Einrichtungen und auch öffentliche Verkehrsmittel und Haltestellen für sie nicht ohne Weiteres nutzbar sind. Fehlende Aufzüge, große Höhenunterschiede und andere Herausforderungen machen es ihnen manchmal unmöglich, ganz alltägliche Dinge ohne fremde Hilfe zu erledigen. Können sich die Betroffenen bei der Umgestaltung des Eigenheims zum Beispiel an Anbieter wie www.pflege.de wenden, bleibt außerhalb der eigenen vier Wände oft nur das Gefühl von Enttäuschung und Hilflosigkeit zurück.
Umfrage des VDEK offenbart großen Nachholbedarf
Während sich niemand über die fehlende Barrierefreiheit einiger Geschäfte oder Freizeiteinrichtungen wundern dürfte, kommen die aktuellen Ergebnisse der vdek-Untersuchung doch etwas überraschend. Bei dieser Untersuchung wurde bei 196.000 niedergelassenen Ärzten die Erfüllung von zwölf Kriterien zur Barrierefreiheit abgefragt. Fragen wie „Ist die Praxis rollstuhlgerecht?“ „Ist die Praxis ebenerdig oder hat sie einen Aufzug?“ oder „Gibt es spezielle Behindertenparkplätze?“ sollten Aufschluss über die Behindertenfreundlichkeit der einzelnen Praxen geben. Schon drei von zwölf der Fragen mit „Ja“ zu beantworten hätte genügt, um als barrierefrei bezeichnet zu werden. Umso schockierender ist die Tatsache, dass dies bloß 21.610 der Befragten möglich war – also nur etwa 11 Prozent. Dahinter steckt offenbar nicht immer bloß Nachlässigkeit, sondern auch ökonomisches Kalkül. Die Behandlung von Patienten mit Behinderung ist oftmals mit einem höheren Zeitaufwand verbunden, der sich dann allerdings nicht entsprechend berechnen lässt. Hinzu kommen natürlich die hohen Kosten dieser Umbaumaßnahmen, oder – bei Neubauten – die höheren Mietkosten für die größere Fläche die benötigt wird.
Warum Barrierefreiheit beim Arzt so wichtig ist
In ihrem Alltag erleben Menschen mit Behinderungen diverse Herausforderungen: in öffentlichen Gebäuden gibt es viele kleine Stufen; Restaurants sind zu schmal gebaut, ein Rollstuhlfahrer findet nicht ausreichen Platz; abgesenkte Bordsteinkanten werden gedankenlos von Autofahrern zugeparkt.
Da körperlich beeinträchtigte Menschen im Schnitt häufiger zum Arzt gehen als der Rest der Bevölkerung, dürften besonders in gesundheitlichen Einrichtungen keine unnötigen Barrieren bestehen. Es liegt hier an jedem einzelnen Arzt, seiner gesellschaftlichen Verantwortung nachzukommen und dafür zu sorgen, dass seine Praxis für jeden Menschen zugänglich ist. Dies ist auch notwendig, weil aufgrund der demographischen Entwicklung in Zukunft immer mehr Menschen Barrierefreiheit benötigen werden.
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