Alltag

Der Schwerstbehindertenausweis

Der Behindertenausweis ist eine Ausfahrt, die viele lieber umfahren würden, während andere sich liebend gern hinein stürzen. Auf jeden Fall ist dieser Ausweis mit vielen Emotionen behaftet.

Es gibt behinderte Menschen, die wollen gar keinen. Die schieben trotzig ihre Unterlippe hervor und reagieren eher angegriffen, wenn es um die Beantragung eines Schwerstbehindertenausweises geht. Dann lieber ein paar Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen und sich ein kleines Stückchen Normalität erhaschen. Normal sein um jeden Preis.

Andere kämpfen regelrecht darum, wollen ihn unbedingt bekommen, da er einige Vorteile verspricht. Der Parkplatz beim Supermarkt beispielsweise. Der Ausweis soll einem ja auch helfen, im Alltag klar zu kommen. Doch es gibt natürlich auch eine Kehrseite der Medaille, nämlich die Tatsache, dass dieser grüne Papierwisch bei der Jobsuche nicht mithilft. Viele Arbeitgeber scheuen davor zurück und stellen einen Menschen mit Ausweis oftmals nur zögernd ein. Was das für eine Einstellung ist, steht auf einem anderen Blatt.

Es gibt diverse Einteilungen im Ausweis, ,,H“ beispielsweise steht für ,,hilflos“ und ,,aG“ für ,,außergewöhnlich gehbehindert“. Auch, ob man die 1. Klasse im Zug besetzen darf, wird dort festgehalten. Oder ob von der Rundfunkgebühr befreit wird.
Beantragen muss man ihn beim zuständigen Versorgungsamt. Dieses ist aber meistens mit recht unangenehmen Untersuchungen verbunden, auch eine Begleiterscheinung, die viele fürchten und – vermeiden.

Je nach Grad der Behinderung kann dieser Ausweis also eine Ent- oder Belastung darstellen. Man sollte also genauestens abwägen, inwiefern es sich rentiert, ihn zu beantragen. Viele Behinderte empfinden es als eine Art Niederlage, so einen zu besitzen, da sie das Gefühl haben, einen Stempel aufgedrückt zu bekommen, der ihnen ein Gesicht zeichnet, welches sie nicht haben. Viele Emotionen schwingen also unterschwellig mit, wenn es um die Frage geht. Doch gänzlich ablehnen sollte man ihn auf keinen Fall, denn die Hilfestellung, die er einem bietet, ist in vielen Fällen leider auch umungänglich.

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