Oftmals ein schwieriges und taburisiertes Thema: Die sexuellen Bedürfnisse eines geistig Behinderten.

Jeder Mensch entdeckt die eigene Sexualität zumeist während seiner Pupertät, plötzlich kommen Bedürfnisse und Gefühle auf, mit denen man erstmal lernen muss, umzugehen. Sie steuern das Empfinden, sie rufen Lust hervor und färben die Welt in ,,rosarot“, wenn man sich zum ersten Mal verliebt. Soweit, so gut.

Nur – wie soll man mit der Sexualität umgehen, die ein Mensch entwickelt, der geistig gehändicapt ist? Wie soll man als Elternteil auf die beginnende Pupertät reagieren, wie ihm erklären, was da mit ihm passiert? Und: Wie soll man die Zukunft dieser Menschen formen? Denn die sexuellen Bedürfnisse sind da. Die Lust gehört zu einem jeden Menschen dazu und ist auch notwendig. Sie zu verschweigen, würde nur zu Frustrationen führen und dem Betroffenen in seinem Selbstbewusstseins-Empfinden behindern. Denn auch die Sexualität gehört zu einem selbstständigen, unabhängig selbstbewussten Menschen dazu.

Wie gesagt, wichtig ist, sie nicht zu taburisieren. Sondern sie zu thematisieren! Der Mensch muss begreifen, was da mit ihm passiert und das kann man auf vielfältige Art und Weise geschehen lassen. Anhand von Bildern, Figuren, Anschauungsmaterial. Vielen Gesprächen und auch darin, dem Kind Fragen zu stellen. Was empfindet es? Wovor hat es Angst? Wie stellt er sich denn eigentlich seine Zukunft vor? Möchte er Kinder? Und wenn ja, inwiefern ist dieses ,,Projekt“ umsetzbar? Auch Selbstbefriedigung sollte angesprochen werden.

,,So normal wie nur irgend möglich“ – sollte das Motto der Aufklärung lauten. Sex ist ohnehin ein schwieriges Topic – auch für nicht behinderte Jugendliche. Es fällt immer schwer, darüber zu reden und die richtigen Worte zu finden. Daher ist auch die permanente Kommunikation wichtig. Am Ball bleiben. Es reicht nicht, an einem Nachmittag die kalten, nackten Fakten auf den Tisch zu hauen – Sensibilität und Fingerspitzengefühl sind gefragt. So bekommt nämlich auch der geistig Behinderte die Chance, ein gesundes Selbstwertgefühl aufzubauen und seine facettenreichen Gefühle zu begreifen. Frustration wird somit im Keim erstickt.