Körperlich und geistig behinderte Menschen, die Kinder kriegen – verwerflich oder ganz normal?
Das ist eine Frage, die eine Gradwanderung durchläuft. Da werden plötzlich mit leeren Phrasen wie ,,Menschenrechte“ und ,,Menschenwürde“ um sich geworfen, aber so richtig was sagen tut niemand.
Hier gehen die Meinungen aber auch sehr weit auseinander, wahre Abgründe klaffen zwischen den einzelnen Parteien. Das Zwischenland betritt aus Angst niemand, denn dieses Grauding zwischen dem Schwarz und Weiß verlangt Verantwortung und Mut, da die hier lauernde Aufgabe sicherlich keine einfache ist.
,,Wenn beide eine Erbkrankheit haben, gefährden sie ja das Kind!“
,,Wie kann man etwas gefährden, das noch gar nicht da ist?“
,,Kinder kriegen ist das Recht aller Menschen!“
So oder so ähnlich könnte die geführte Diskussion aussehen, die beim Stammtisch passiert, wenn eine behinderte Mutter sich am Tisch nebenan um ihr Neugeborenes kümmert. Irgendwie drückt sich jeder um die klare Antwort und vertritt erst einmal unwichtige, nichtssagende Plattitüden, die den Rahmen für die eigentliche Frage bilden. Frei nach dem Motto: Aber ich hab´ja was gesagt!
Eben nicht. Nichts wurde gesagt und so richtig weiter wissen, tut jetzt auch niemand.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde das ganz radikal gehandhabt: Behinderte Frauen wurden einfach ungefragt zwangssterilisiert. Behinderte Kinder waren keine Kinder, sondern häßliche Schandflecke, die beseitigt werden müssen. Gut, dass die Zeiten jetzt vorbei sind! Oder…?! Denn sind sie überhaupt so richtig vorbei? Viele Menschen gestehen besonders behinderten Paaren ihren Kinderwunsch nicht zu. So, als wären sie nicht würdig, ein Baby zu zeugen. Während wieder andere mit wehenden Fahnen pöpelnd plärren, dass es nicht nur ein Wunsch sein darf, sondern ein Recht sein muss. Das Recht auf Leben nämlich.
Ich finde: Wer kann und will, bitte schön, der soll sich doch nicht dabei aufhalten lassen. Denn das ist immer noch eine ganz eigene, persönliche Entscheidung, die da gefällt wird und sollte auch nicht von der Gesellschaft abgenommen werden. Wir sind ja mittlerweile Gott sei Dank soweit, dass Menschen sich Hilfe holen können, dass sie mit der Aufgabe ,,Elternsein“ nicht gänzlich alleine dastehen. Warum soll eine geistig behinderte Frau keine Mutter sein dürfen, wenn sie doch Hilfe dabei bekommt?
Die Frage ist doch: Was ist das wichtigste für ein Kind? – Genau. Liebe.
Und können behinderte Menschen etwa nicht lieben…? Alles andere sind Rahmenbedingungen, Erziehungsmethoden und Sicherheiten. Und das hatten wir ja schon, hierbei gibt es helfende und unterstützende Möglichkeiten.
Einer Frau das Kinderkriegen zu nehmen ist eine psychologische, biologische und physische Beschneidung. Und fällt bei mir unter die Rubrik ,,seelische Grausamkeit“. Dann sollte man auch soweit gehen, zu fragen: Dürfen unterdurchschnittlich intelligente Menschen Kinder kriegen? Und wie ist das mit den unzuverlässigen, unverantwortlichen Menschen, die es nicht schaffen, ihren Hamster zu füttern? Wie ist das mit denen, die von ihren eigenen Eltern misshandelt wurden? – Rein wissenschaftlich betrachtet besteht ihr ja auch eine fünfzigprozentige Chance, dass bei nicht vorhandener Intelligenz, dieselben ,,Fehler“ begangen werden.
Das kann man nicht miteinander vergleichen und so darf man nicht fragen? Aha! Genau. Die Frage ist nämlich generell die falsche. Man sollte stattdessen fragen: Was kann man tun, um Menschen generell zu helfen, ihre Aufgabe voll auszuführen? Wie kann man Menschen mit Behinderung auffangen, die hierbei Hilfe suchen? Und wie verhelfe ich einem behinderten Paar mit Kind zu ihrer eigenen Selbstständigkeit?